Malentwicklung bei Kindern

 

Seit 1880 beschäftigen sich die Wissenschaftler mit dem Phänomen der Entwicklungsstufen der Kinderzeichnung (vgl. A. Bareis 1992 S.6). Dabei kommen die Entwicklungsforscher zu dem Ergebnis, dass die kindliche Malentwicklung in unterschiedliche Phasen aufgeteilt werden kann, sowie die kognitive und die motorische Entwicklung eine wichtige Rolle spielen.
 

  • Dabei wird unter der kognitiven Entwicklung des Kindes seine erkenntnismäßige Entwicklung in den Bereichen der Wahrnehmung, des Denkens und der Vorstellungskraft verstanden. 
  • Unter Motorik wird der Bereich der gesamtheitlichen Bewegungsabläufe und die willkürlichen, bewussten Muskelbewegungen, bezeichnet (vgl. Fremdwörterbuch 1983 / Brockhaus 1993).
     

Bei der Gliederung in die verschiedenen Stufen oder Stadien ist jedoch einiges zu beachten. Wichtig ist, dass es sich dabei um eine grobe Eingliederung in die jeweilige Altersstufe handelt und jedes Kind im Einzelnen zu beobachten gilt. Auch stellen die Altersangaben dabei nur Richtwerte dar.
 

Das allererste Zeichnen (ca. 8 bis 18 Monate)

Das "Schmieren" führt das Kind zur Erkenntnis, dass es mit der Hand eine Spur hinterlassen kann. Das Kind wechselt in dieser Phase der Mal- und Zeichenentwicklung stetig die Hand.

  

Kritzelphase (12 bis 36 Monate)


 

Kritzelphase

 

 


Die Kritzelphase gilt als eine sehr wichtige Phase, da diese als Basis für die weitere Entwicklung gilt. Auslöser des Kritzelns ist das Bedürfnis und der Spaß an der Bewegung, die bei der Stifthaltung entsteht. Das Kind entdeckt, im Gegensatz zum „Spurenschmieren“, dass mit dem Einsatz des Stiftes eine „dauerhafte Spur“ hinterlassen werden kann. Das Kritzelstadium beschreibt somit die ersten Versuche des Kindes mit Stift und Papier umzugehen. Dabei entsteht das Bewusstsein, dass der Stift zum Schreiben und Zeichnen verwendet wird. Bekannt ist vor allem in dieser Phase das Ergebnis der kreisenden Bewegungen – das sogenannte Urknäuel und Urkreuz. Während dieser Phase lassen sich verschiedene Stadien erkennen:

  • Unspezifischer Umgang mit dem Stift (z. B. in Mund nehmen)
  • Hiebkritzeln 
  • Kreis- und Schwingkritzel oder Schwungkritzel
  • Formkritzel 
  • Schreibkritzel - Nachahmung der Schrift (Hauptaugenmerk liegt an dem Nachahmen der Schreibbewegung nicht an der Form der Buchstaben
  • sinnunterlegtes Kritzeln



Achtung: Wenn eine gewisse Stufe des „Kritzelns“ erreicht ist, können weiterhin die früheren Zeichen verwendet werden. Eine Kombination unterschiedlicher Kritzelzeichen wird eine längere Zeit beibehalten. Somit sollte das Zurückgreifen auf bereits gelernte Kritzelzeichen nicht als Rückschritt gewertet werden.


Nach Abschluss der Kritzelphase malen Kinder: diverse Kritzelzeichen, Punkt, Kreis bzw. Oval und Strich. Relativ selten lassen sich in dieser Entwicklungsphase Rechteck, Quadrat und Dreieck entdecken. Das Kind fängt auch an, seinem Bild nachträglich eine Bedeutung zu geben sowie seine Zeichnung zu kommentieren.

 
Der Kopffüßler (ca. 3,5 bis 4 Jahre)


Mit etwa 3,5 bis 4 Jahren malt das Kind den ersten Kopffüßler, der aus drei Teilen besteht. Es handelt sich dabei um eine Figur aus einem Kreis und tentakelartigen Beinen und Armen. Dieser gemalte Mensch hat keinen Rumpf oder Bauch.
 
Folgendes lässt sich über Phase definieren:

  • Der Kopffüßler gilt als die erste Form der Menschendarstellung
  • Diese Entwicklungsphase wird extrem selten übersprungen
  • Es gibt verschiedene Darstellungsformen z. B. ohne Arme, viereckiger oder quadratischer Kopf/Rumpf

 

Kopffüßler

 



Vorschemaphase (ca. 4 bis 5 Jahre)


Unter Schema wird ein automatisch verfügbares Zeichen oder Symbol - ein Schema verstanden, dass ohne Nachdenken gezeichnet werden kann.

Diese Phase ist gekennzeichnet von:

  • Es werden bestimmte Szenen dargestellt
  • Einzelheiten wie beispielsweise Autos oder Tiere werden gemalt 
  • Meist eine horizontale Aufteilung in Bodenlinie. Die Mitte des Bildes („Handlungsfokus“) und Himmel zu beobachten.
  • Es sind Details beim Zeichnen von Menschen erkennbar (z. B. Ohren, Wimpern usw.)
  • Die Zeichnung erfolgt nach einem vorher bereits geplanten Schema/Plan
  • Die Proportionen des Gemalten sind noch nicht realistisch. Die Größe wird durch die Wichtigkeit und Bedeutung für das Kind definiert.

 

 

Vorschemaphase

 

Schemaphase I (ca. 5 bis 8 Jahre)


In dieser Phase werden die Bilder realistischer. Auch sollte das Kind den Stift nun nur noch in einer Hand halten und eine sogenannte sichere Handdominanz haben.

  • Es werden „Röntgenbilder“ gezeichnet (ein Haus wird so gemalt, dass sichtbar ist, was sich im Inneren abspielt)
  • Arme und Beine werden nun mit Doppellinien gemalt.

 

Schemaphase

 

Schemaphase II (ca.  8 bis 12 Jahre)

 

In dieser Phase verändert sich das zeichnerische Verhalten des Kindes noch einmal. 
Merkmale diese Phase sind: 

  • Die Bilder der Kinder werden detailreicher (jedes gezeichnete Haus sieht anders aus)
  • Die Größenrelationen werden realistischer. Weiter vom Betrachter entfernte Objekte werden kleiner im oberen Bereich des Bildes dargestellt.
  •  Ab ca. 10 Jahren wird die dritte Dimension berücksichtigt (z. B. Tische erhalten eine von der Seite sichtbare Tiefendimension – Tischoberfläche wird gezeichnet)
  • Karrikaturzeichnungen entstehen


Die Mal- und Zeichenentwicklung gilt im Alter von ca. 12 Jahren als abgeschlossen.

 

Wie kann die Zeichen- und Malentwicklung gefördert werden?

 

  • Kunstwerke wertschätzen. Auch Kritzelzeichen sollten aufgehängt werden
  • Du kannst die gemalten Kunstwerke den Eltern zeigen und in Anwesenheit des Kindes darüber sprechen
  • Achte auf ausreichend zur Verfügung stehendes Papier.
  • Stelle verschiedene Schreibutensilien wie Kugelschreiber, Farbstifte, Kreiden, Bleistifte und Pinsel zur Verfügung 
  • Vermeide Verbesserungsvorschläge
  • Male mit dem Kind gemeinsam an einem Tisch
  • Alle Utensilien und Materialien sollten in Reichweite des Kindes gelagert werden, sodass das Kind jederzeit darüber verfügen kann.
  • Individuelles Interesse an bestimmten Mal - Themen fördern
  • Vorstellung von unterschiedlichen Maltechniken um Handlungsspektrum zu erweitern

 

Vorsicht bei Bildinterpretation
 

Eltern aber auch Fachkräfte interpretieren die gemalten Bilder eines Kindes gerne. Ein gängiges Beispiel ist hier zum Beispiel: 
„Ein Kind aus der Gruppe malt seit 3 Tagen nur noch mit schwarzer Farbe. Was ist bei dem Kind los“ Geht es ihm nicht gut?“
Beachte hier, dass Bilder nie als ein eigenständiges Diagnoseinstrument fungieren sollten. Achte dabei immer auf den Entstehungs- und Gesamtkontext.

Tipps, falls ein Kind aus deiner Gruppe Veränderungen in seinem Malverhalten aufzeigt:

  • Kläre ab, was das Kind aktuell beschäftigt (befrage hierzu auch die Eltern)
  • Befrage das Kind, warum es sich gerade für beispielsweise für diese Farbe entscheidet

In den meisten Fällen besteht kein Handlungsbedarf. Oft handelt es sich nur um eine Vorliebe oder ist mit der Phantasie des Kindes zu begründen. (Superhelden tragen ein schwarzes Kostüm tragen oder Schwarz ist eine Zauberfarbe, weil diese Farbe alle anderen Farben überdecken kann).


Quellen:
https://www.gutemama.de/malentwicklung/
https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs/672_14917_Expertise_Bruegel.pdf
https://www.knetfeder.de/kkpwp/malen-und-zeichnen/#schemazwei

 

 

 

 

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